Freitag, 30. Mai 2014

Besuch in einem Ausbildungsbetrieb



Das Geschäft, welches ich im Rahmen meiner Pecha Kucha Präsentation vorzustellen beabsichtige, ist Foti Motos Vespanest in der Stauffacherstrasse in Zürich. Gegründet wurde es bereits 1974, vom Vater des jetzigen Besitzers, Herrn Claudio Foti, es wird nun also in zweiter Generation geführt. Mein Ansprechpartner ist der Besitzer selbst, den ich recht kurzfristig überfallen habe. Eigentlich war ich schon des Öfteren an Foti Motos Vespanest vorbei gekommen und war schon immer recht neugierig, wie es in dem Geschäft wohl aussehen würde. Da ich privat für meine Vespa PX 125 aus dem Jahre 1986 eh ein bestimmtes Werkzeug benötigte, habe ich es dann doch einmal geschafft vorbei zu schauen.

Foti Motos Vespanest gehört der Branche der 2-Rad Händler an. Es handelt sich um einen Markenhändler für Motorräder, Scooter und Occasionen der Marken: Aprilia, Gilera, Piaggio und Vespa Zusätzlich erhält der Kunde hier eine Vielzahl an Ersatzteilen und Zubehör namhafter Marken. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Fahrzeuge hier reparieren zu lassen. Ausserdem können bestimmte Fahrzeuge gemietet werden. Die Anzahl der Beschäftigten der Firma beträgt drei, davon ist einer ein Lernender. Bedauerlicherweise war der Lehrling am Interviewtag nicht anwesend. Des Weiteren arbeiten hier Herr Foti selbst, auch in der Funktion des Berufsbildners, sowie dessen Vater, der tatkräftig aushilft… an dieser Stelle möchte ich Herrn Foti wie folgt zitieren: „… da wird es wohl noch so weit kommen, dass der Sohn vor dem Vater in Rente geht…“.
Die Befähigung zu Ausbildung besteht seit dem Jahr 1999. Es wird jedoch erst seit etwa sechs Jahren ausgebildet. Seither gab es zwei Lehrlinge in der Firma, der aktuelle ist also somit erst der zweite Auszubildende BMS in der Branche eher selten überhaupt eher schlechtes Image, ein Beruf, bei dem man sich die Hände schmutzig macht ist nicht sehr beliebt. Bewerber sind zwar immer wieder zu finden, aber nicht immer sind die passenden Kandidaten dabei. Auch kommt erschwerend hinzu, dass es sich hier um einen klassischen Saisonbetrieb handelt, mit einer Arbeitsspitze im Frühjahr und Sommer. Herbst und Winter hingegen sind vergleichsweise ruhig. aber das bedeutet, dass sich eben auch die Frei- und Ferienzeit nach diesem Rhythmus richten muss.

In der Branche zirkuliert in Hinblick auf die Rekrutierung geeigneter Auszubildender wohl mit Augenzwinkern der folgende Spruch: „Schau dir erstmal die Eltern an, dann kannst du auf den Bewerber schliessen…“ Also wäre eine gehobene Position des Vaters beim Militär womöglich ein guter Hinweis auf eine gewisse Diszipliniertheit des Nachwuchses … mal angenommen das wird von dem Kind nicht als Anlass genommen gegen die eigenen Eltern zu rebellieren.
Angesprochen auf den Austausch und die Kommunikation mit der Berufsfachschule, zeichnete Herr Foti ein überaus positives Bild. In diesem Zusammenhang waren keinerlei Wünsche an die Stelle der Berufsfachschule gerichtet. Im Gegenteil, Herr Foti berichtete auch von dem Fall, als er um ein Mathebuch angefragt hatte und sofort per Email die benötigten Informationen bekam.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Serious BP - play Lego!

LEGO Seriuos Play
Das Hauptthema der heutigen Sitzung im Kurs Berufspädagogik war Design-Thinking mit FLEMO und LEGO Serious Play. Beide Methoden, sowohl das flexible Modellieren (FLEMO) als auch die gemischte Auswahl an LEGO Elementen unterstützen das aktive und vernetzte Verarbeiten von Wissen im Unterricht. Mit Hilfe beider Methoden lassen sich die folgenden Schritte darstellen: Ein Thema wird gegenständlich dargestellt, Unklares kann markiert werden, verschiedene ABläufe werden visualisiert, Begriffe erklärt sowie allgemeine Prinzipien aufgestellt.
Inhalte werden nichtsprachlich mit Modellen und Bildern dargestellt. Sie sind veränderbar und können gleichzeitig von allenb Gruppenmitgliedern bearbeitet werden. gerade dies kollaborative Lernen zeigt sich ungemein wertvoll, da hier nicht vollständig verstandene Konzept von Mitgliedern der Gruppe eingebracht werden können, die dann von den anderen ergänzt und/oder berichtigt werden. Die lehrperson kann sich derweil über den gesamten Entstehungsprozess direkt ein Bild von den Fortschritten der unterschiedlichen Gruppen machen - und gegebenenfalls auf Missverständnisse reagieren. Diese Art und Weise zu arbeiten fällt gerade den Lerntypen leicht, die sich nicht geren mit Texten beschäftigen. Jedoch muss auch angemerkt sein, dass es nicht jedermanns Sache ist, sich auf derartige Abstraktionen einzulassen.
LernJob: CH-Berufsbildungssystem
Im praktischen Arbeitsteil beschäftigten wir uns in mehreren Gruppen mit dem Auftrag Lerninhalte und Denkprozesse modellieren mit LEGO Serious Play. Dabei bearbeitete unsere Gruppe den konkreten LernJob Das CH-Berufsbildungssystem. Darzustellen galt es einen Sekundarschüler der sich für eine zu wählende Berufslehre entschliesst und im Laufe dessen sämtliche Bildungsstationen der Sekundarstufe I und II und danach der Tertiärstufe durchläuft. Vorkommen sollte ein Lehrvertriebsverbund, anschliessend die höhere Fachprüfung und schliesslich ein FH-Studium. Neben diesem auch in der Realität umsetzbaren Karriereweg waren mit LEGO auch die drei Lernorte sowie weitere Fachstellen, Behörden und Organisationen gemäss vorgegebener Liste darzustellen. Diese Liste beinhaltete auch noch eine Reihe zusätzlicher Begriffe und Konzepte aus dem Umfeld der Berufspädagogik, die ebenfalls Eingang in das Modell fanden. Einige der Begriffe waren der Gruppe nicht ganz geläufig und mussten daher auch im Internet und der vorhandenen Fachliteratur recherchiert werden.

 

Montag, 26. Mai 2014

Berufsbildung in der Schweiz – Gedanken zu Kapitel 4

Als charakteristisches Merkmal des handwerklich-zünftische Lehrverhältnisses war das Lernen ein unmittelbarer Bestandteil der alltäglichen Arbeit und Produktion. Es dominierte das Prinzip des Vor- und Nachmachens (imitatio). Der Lehrprozess war wenig formalisiert. Der Lehrling/ die Lehrtochter partizipierte an der Erfahrung und der über die Arbeitstätigkeit hinausgehende betriebs- und berufsspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten des Lehrmeisters. Es erfolgte eine Sozialisation in die Gebräuche und Lebensweise des beruflichen Umfeldes.
Der Berufslernende ist der Lehrling, seinen Abschluss zum Gesellen macht er mit der Gesellenprüfung. Mit dem Gesellenbrief wurde er in den Beruf aufgenommen. Nach einer mehrjährigen Wanderschaft, gefolgt von einer Prüfung vor versammelter Zunft – je nach Beruf mit Meisterstück – konnte man den Meistertitel erwerben, der zum Führen eines eigenen Betriebes und der Ausbildung von Lehrlingen berechtigte.
Der Grundstein für die Entwicklung beruflicher Bildungsinstitutionen wurde mit dem Bundesbeschluss von 1884 zu Subventionierung beruflicher Bildungsinstitutionen gelegt. Jedoch erst 1930 wurde die Berufsbildung auf eidgenössischer Ebene per Gesetz geregelt. Dies schrieb für industriell-gewerbliche, handwerkliche und kaufmännische Berufe einen gültigen Lehrvertrag vor und machte den Lehrabschluss zwingend von dem Besuch einer Berufsschule abhängig. Das Gesetz trat am 1. Januar 1933 in Kraft und wurde bis dato dreimal revidiert.
Die Landes- und Weltausstellung begünstigten die Entwicklung der Berufsbildung in der Schweiz. So waren die Landesausstellungen eine Gelegenheit sich nicht alleine über gewerbliche und industrielle Exponate, sondern auch über den Stand des Bildungswesens einen Überblick zu verschaffen. Die Wiener Weltausstellung 1873 wies der Bildung auf internationaler Ebene erstmals einen prominenten Platz zu. So wurde in weiterer Folge  für die Weltausstellung in Chicago 1893 eine informative Broschüre zum schweizerischen Schulwesen veröffentlicht. Die Weltausstellungen transportierten die zentrale Botschaft, dass gute Schulen und eine harmonische Bildung für wirtschaftliches Fortkommen und gesellschaftliches Wohlergehen unerlässlich sind.
Die Frage, inwiefern der war Handfertigkeitsunterricht für die Berufsbildung relevant war, kann damit beantwortet werden, dass die Arbeit mit den Händen im Primarunterricht auf das werktätige Leben vorbereiten sollte. Man erhoffte sich auch so einen Teil der betrieblichen Lehre durch diesen Unterricht ersetzen zu können. Kinder sollten an den Gebrauch von Werkzeugen gewöhnt werden, ihr Augenmass und die Sicherheit der Hand entwickeln.
Die eidgenössisch geregelte Berufsbildung entstand neben den kantonalen Schulhoheiten, da die Kantone laut einer vorparlamentarischen Expertenkommission, Mitte der 1920er Jahre, nicht in der Lage seien, in gleicher Weise berufliche Qualifikationen zu bestimmen und zu vereinheitlichen. Daher wurde diese Aufgabe der Koordination und der Steuerung dem Bund übertragen. Die Etablierung eines beruflichen Bildungswesens, dass neben den Kantonen neu auch dem Bund und den Berufsverbänden sowie den Sozialpartnern eine gestaltende Rolle zugestand, erwies sich als äusserst konsensfähig, angesichts der wirtschaftlichen Erfordernisse, kantonsübergreifend die Qualität der Berufsbildung zu erhöhen, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
Diese und weitere Fragen zum Buch (samt Antworten) finden sich hier.


Literatur: Emil Wettstein, Philipp Gonon (2009): Berufsbildung in der Schweiz (Kapitel 4, S.67-86). Hep-verlag, Bern
 

Mittwoch, 14. Mai 2014

Vorstellung der Fallstudien - Lehrbetrieb werden



Der heutige BP-Termin stand ganz im Zeichen der zuvor im Kurs gestellten Fallstudien zum Thema Ausbildungsbetrieb. Das Programm sah wie folgt aus:

  •     Posterpräsentation: Fallstudien / Rollenspiele
  •     Marktplatzgespräche
  •     Evaluation der Posters und der Präsentationen
  •     Poster-Prämierungen (Gestaltungspreis)

Der heutige Marktplatz war rege besucht, neun Gruppen konnten ihr Programm vorstellen. Dies bestand in der Regel aus einem Poster zum Thema und den Fragestellungen (z.T. auch inklusive der Gruppenreflexion bezüglich der geleisteten Arbeit) sowie einem mehr oder weniger aufwendig inszenierten Rollenspiel.
Die erste Gruppe beleuchtete das Ausbildungsziel Buchhändler/in EFZ. Beginnend mit den nötigen Voraussetzungen und der Motivation, zeigte das Rollenspiel ein Vorstellungsgespräch mit einer interessierten und einer eher uninteressierten Bewerberin. Des Weiteren informierte das Poster über die betriebliche Ausbildung und die Berufsfachschule.
Im zweiten Fallbeispiel ging es um die Überlegung ein Ausbildungsbetrieb für den/die Konstrukteur/in EFZ zu werden. Das Interesse an der Ausbildung wurde anhand von Fragen in einem fiktiven Telefonat dargestellt. In dem Rollenspiel wurde das Mitarbeitergespräch nach dem ersten halben Jahr Ausbildung gezeigt, in dem der Lernende angab sich unterfordert zu fühlen und keinen Ansprechpartner zu haben. Der Berufsbildner nutzte den Ansatz eines Lösungsorientierten Beratungsgesprächs.
Der dritte Stand war einer Designfirma vorbehalten, welche den Weg zu einem Ausbildungsbetrieb kennzeichnete. Dabei wurden auch die Anforderungen an eine/n Lernende/n (Grafiker EFZ) herausgearbeitet. Ein fiktiver Telefonmitschnitt wurde eingespielt, um die ersten Fragen, die bezüglich dieser Ausbildung im Vorfeld entstanden sind exemplarisch zu klären. Das Rollenspiel befasste sich anhand eines Mitarbeitergesprächs mit den Kompetenzen der Lernenden und was sie für die Zukunft noch beherrschen sollte.
Beim vierten Fallbeispiel war die Ausbildung zum Kaufmann, zur Kauffrau EFZ im Mittelpunkt des Interesses. Die gesamte Präsentation war in Form eines Rollenspiels aufgezogen. Eine interessierte Firma lässt sich zu den Aufgaben und Pflichten eines Ausbildungsbetriebes beraten, wobei gerade Fragen zu Aufwand und Funktionen des Berufsbildners im Fokus standen.
Der fünfte Ausbildungsberuf, Schreiner/in EFZ, wurde anhand eines Jahresrückblicks bei einer gespielten Weihnachtsfeier dargestellt. Es wurden anhand eines Zeitstranges der Weg zum Ausbildungsbetrieb und Inhalte und Verlauf der Lehre dargestellt. In dem Mitarbeitergespräch mit dem Lehrling ging es auch um die Beurteilung der (eigenen) Leistung. Anschliessend an die Gruppenreflexion wurden noch Beispiele genannt, die Arbeit mit Fallstudien in den Fächern der Gruppenmitglieder (Natur & Technik, Mathe, Biologie, Chemie) umzusetzen. Wobei der Hinweis kam, dass es gerade in Chemie einen derart engen und vorgegebenen Lehrplan gäbe, dass es sehr schwierig sei, genügend Zeit für dies zu finden.
Der sechste Stand informierte über den Weg von der Gründung eines Lehrbetriebs für Tierpfleger/in EFZ, über die Ausbildung bis hin zu diversen Weiterbildungsmöglichkeiten. Es wurde auch auf die Möglichkeiten eines Lehrverbundes hingewiesen und die damit verbundenen Vorteile und Nachteile gegenüber der Ausbildung in einem Einzelbetrieb eingegangen. Der erfrischende Filmbeitrag, anstelle eines Rollenspiels, gedreht an einem realen Ort (Tierpark Peter und Paul in St. Gallen), beschäftigte sich mit dem ersten Kontakt interessierter Personen mit dem Lehrbetrieb und allgemeinen Fragen zur Ausbildung. Die anschliessende Reflexion der Gruppe ging neben der Zusammenarbeit auch auf den Einsatz technischer Mittel und dem damit verbundenen Lernen bei der Umsetzung des Arbeitsauftrages ein.
Pharma Assistent/in EFZ ausbilden oder nicht war die einleitende Diskussion zweier besitzer einer Apotheke am siebten Marktstand. Hier wurden das Für und Wieder gerade in wirtschaftlicher Hinsicht aber auch in Hinblick auf eine längerfristige Bindung und das Image des Betriebes abgewogen. Das Plakat informierte über Rechte und Pflichten der Auszubildenden und der Berufsbildner und die Inhalte der Ausbildung in einer Apotheke.
Das Weingut Bierbesser stellte auf dem achten Plakat die gesetzlichen Fundamente eines Ausbildungsbetriebes für Winzer/in EFZ und die Anforderungen dar. Rechte und Pflichten von Auszubildenden sowie Ausbildungsbetrieb und die Zugehörigkeit zu einem Lehrvertriebsverbund waren weitere wichtige Elemente. Im Rollenspiel beklagte sich der Auszubildende über die harte Arbeit, die langen Arbeitszeiten sowie Sonn- und Feiertagsarbeit. Auch dass er des Öfteren alleine arbeiten müsse, würde ihn verunsichern.
Marktstand Nummer neun stellte ein Konzept für eine Internetseite für Interessierte bezüglich der Ausbildung Elektrotechniker/in EFZ auf einem Poster vor.