Heute konnten wir eine, mir
neue, Methode der Diskussion in der Gruppe ausprobieren: Das Aquarium oder auch
Fish Bowl genannt. Ein kleiner innerer Kreis von vier Personen diskutiert in
der Mitte eines Stuhlkreises und wird von den aussensitzenden beobachtet. Will
einer der äusseren Teilnehmer am Geschehen teilhaben, kann er aufstehen, in die
Mitte gehen und dort den Platz nehmen, den einer der Diskussionsteilnehmer dort
für ihn freimachen muss. Erst dann darf er reden. Wer in der Mitte sitzt darf
aber auch ohne Ablösung aufstehen und sich nach aussen setzen. Wird jedoch die
Mindestanzahl von drei diskutierenden unterschritten, darf nicht weiter
diskutiert werden. Durch diese Methode des ständigen Platzwechselns kommt eine
Dynamik auf, der man sich fast nicht entziehen kann und die es nochmals
spannender macht, der Diskussion zu folgen oder gar selber daran teilzunehmen.
Die Diskussion wird durch diesen steten Wechsel nicht nur lebendiger sondern
auch facettenreicher. Ich selbst hatte zwar nicht direkt an der Diskussion
teilgenommen, war aber dennoch als Beobachter ausserhalb des Goldfischglases
stark engagiert und durchgehend gefordert. Daher möchte ich auch in diesem
Zusammenhang die Bemerkung aufgreifen, dass es ja auch fast schon eine Art
Frontalunterricht sei, wenn man nur dasitze und berieseln lasse. Ich muss
sagen, nicht unbedingt, da man ja immer gefordert ist, sich laufend seine
eigenen Gedanken macht und ständig überlegt, soll ich mich nun mit einbringen
oder nicht. Aber die Diskussion was nun wirklich Frontalunterricht ist und was
nicht oder gar die Bewertung eines solchen führte zu weit und lenkt vom Thema
ab (am-Thema-vorbei-diskutieren wäre übrigens auch einen schönen Blogeintrag
wert...).
Aber zurück zur Methode an
sich. In der Diskussion mit einem Studienkollegen waren wir uns einig, dass es
bei unserer Übung doch etwas zu viele Teilnehmer waren, der äussere Stuhlkreis
zu gross war. Wir fragten uns also, was denn die ideale Gruppengrösse sei. Über
die maximale Grösse konnten wir keine Aussage machen, für die minimale einigten
wir uns auf die Faustregel, mindestens doppelt so viele Teilnehmer vor dem
Aquarium als innen. Es gab auch Gedanken zur Grösse des inneren Kreises, man
könnte es durchaus auch mal bei kleinen Gruppen mit drei oder bei grösseren mit
fünf Diskutierenden versuchen. Dabei wären natürlich die Rahmenbedingungen oder
Diskussionsregeln dementsprechend anzupassen. Aber diese Veränderungen sind eh
sinnvoll und auch z.T. spontan erforderlich, falls die Gruppe nicht so
mitmacht, wie man es sich ursprünglich gedacht hatte.
Um das allgemeine Engagement
hoch zu halten, gilt unabhängig von der Methode: die Diskussionsthemen sollten
anregen, bewegen sogar leicht provozieren. Auch interessant fand ich das fachspezifische
Beispiel von Max für den Physikunterricht: "Wie sähe die Erde ohne
Schwerkraft aus?". Was böte mir da der Geografie Unterricht für spannende
Themen an? Wie zum Beispiel "was wäre los in Europa, wenn der Golfstrom
nicht mehr ist?". Ich werde das definitiv ausprobieren, da ich glaube,
dass dadurch die Schüler zum Denken angeregt werden und so ihr Vorwissen
aktivieren - also ein idealer Einstieg und Hinführung auf das später zu
behandelnde Thema.