Mittwoch, 30. April 2014

Die politischen Akteure in der Berufsbildung - Teil 2



Im Bereich der Berufsbildung ist für die Koordination zwischen den Kantonen das Gremium der Bildungsdirektionen der Kantone, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) verantwortlich. Diese führt in Bern ein Sekretariat, welches im Bereich der Berufsbildung aktiv ist. Hierfür wurde eine Fachkonferenz, die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) ins Leben gerufen. Dieser Konferenz gehören die Leiter der kantonalen Berufsbildungsämter an. Auch hier wurden wiederrum Fachgremien für Koordinationsaufgaben im Bereich der Berufsbildung geschaffen: Die Kommission Betriebliche Grundbildung sowie die Kommission Qualifikationsverfahren. Die Bundesversammlung kann auf Antrag der Kantone auch interkantonale Vereinbarungen für alle Kantone verbindlich erklären, sofern eine bestimmte Anzahl von Kantonen beigetreten ist (siehe auch BV, Art. 48a und 62.4).
Neben Bund, Kantonen und Gemeinden gibt es noch weitere Akteure in der politischen Struktur der Schweiz. In diesem Fall kommt den Verbänden eine gewichtige Rolle zu. Zum einen können sie den Ablauf von Entscheidungsprozessen zum Teil massgeblich beeinflussen, zum anderen können ihnen in Form einer „parastaatlichen Verwaltung“ auch wichtige Verwaltungsaufgaben übertragen werden. Die Berufsverbände und ihre Zusammenschlüsse in Spitzenverbände finden sich auf nationaler wie auf kantonaler Ebene und zum Teil auch auf regionaler sowie kommunaler Ebene. Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) ist die Dachorganisation der 210 Berufsverbände und fasst 25 kantonale Gewerbeverbände zusammen. Auf den SGV lässt sich auch der Anstoss zur Schaffung der dualen Berufsbildung im 19. Jahrhundert zurückführen. Als Vertretung der (zumeist) grösseren Arbeitgeber fasst der SchweizerischeArbeitgeberverband 36 Branchenarbeitgeberverbände und 42 lokale oder regionale Arbeitgeberverbände zusammen.
Dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) 16 Einzelgewerkschaften mit rund 400‘000 Mitgliedern angeschlossen. Als Dachverband der christlichen Gewerkschaften vertritt travail.suisse 11 Verbände mit etwa 160‘000 Mitgliedern. Auch haben sich ihm die Angestelltenverbände angeschlossen.
Daneben gibt es auch weitere, für die Berufsbildung wichtige Verbände, wie der KaufmännischeVerband Schweiz (KV Schweiz). Einige kaufmännische Berufsfachschulen werden über dessen lokale Sektionen getragen. Seit 2002, der Revision des Bundesgesetzes über die Berufsbildung, ist auch die Berufsbildung in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Kunst, diesem Gesetz unterstellt. Da diese Bereiche jedoch nur geringfügig in den genannten Verbänden repräsentiert sind, mussten auch andere Organisationen Aufgaben im Bereich der Berufsbildung übernehmen. Aus diesem Grund ist heutzutage nicht mehr von Berufsverbänden, sondern von Organisationen der Arbeitswelt (OdA) mit ihren beiden Koordinationsorganen, den Bildungsgewerkschaften und dem SQUF (Arbeitgeber-Netzwerk für Berufsbildung) die Rede. 
Literatur: Gonon, Philipp; Wettstein, Emil: Berufsbildung in der Schweiz. Bern 2009 (S. 17f, S. 90f)

Donnerstag, 24. April 2014

Die politischen Akteure der Berufsbildung - Teil 1




Für ein tieferes Verständnis der Organisation der Berufsbildung in der Schweiz möchte ich mich zunächst mit den politischen Akteuren der Berufsbildung befassen. Dabei beziehe ich mich auf das erste Kapitel aus dem Buch „Berufsbildung in der Schweiz“ von Emil Wettstein und Philipp Gonon.


Nimmt man die politische Struktur der Schweiz mit ihren drei Ebenen - Bund, Kantone, Gemeinden - sind vor allem die ersten beiden für die Berufsbildung verantwortlich. Die Gemeinden, die zwar ebenfalls über eigene Mittel und politische Behörden verfügen, sind für die Berufsbildung jedoch nur von geringer Bedeutung.
Auf Bundesebene verfügt die Legislative über zwei Kammern, den Nationalrat und den Ständerat, die jeweils für wichtige Themenbereiche ständige Kommissionen einsetzen. So verfügt jede Kammer über eine Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK). Auf Regierungsseite, der Exekutive, ist das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement (EDV), genauer, die Abteilung Berufsbildung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie (BBT) für die Berufsbildung verantwortlich (das BBT ist ursprünglich aus dem Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (BIGA) entstanden). Der Berufsbildungsbereich umfasst Lernende in der beruflichen Grundbildung, Absolventen der höheren Berufsbildung und Studierende an den Fachhochschulen. Das BBT steht im ständigen Kontakt mit den Bildungsinstitutionen der 26 Kantone, mit rund 600 Berufsverbänden sowie den sieben öffentlichen und zwei privaten Fachhochschulen. Weitere Bildungsbereiche sind dem eidgenössischen Departement des Inneren zugeordnet. Im Parlament herrscht jedoch der Wunsch, alle Bereiche in einem Departement zu konzentrieren oder ein eigenes Bildungsdepartement zu schaffen.
Vergleichbar dem Bund verfügen auch die Kantone über eine Exekutive (meist „Regierungsräte“) und eine Legislative („Kantonsrat“ oder „Grosser Rat“). Jedes Exekutivmitglied führt ein oder auch mehrere Departements oder Direktionen. Lange Zeit war die jeweilige Volkswirtschaftsdirektion für die Berufsbildung verantwortlich. Heutzutage ist es jedoch in fast allen Kantonen die Bildungsdirektion.
Grösstenteils sind die Kantone für den Vollzug der Vorschriften über die Berufsbildung verantwortlich. Für diesen Zweck haben diese eine entsprechende Dienststelle einzurichten, das Amt für Berufsbildung (oftmals entstanden aus dem Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA)). Aber nicht alle Belange werden von den Berufsbildungsämtern abgedeckt. So ist der Vollzug des Arbeitsgesetzes auf kantonaler Ebene meist Aufgabe der KIGA, oft auch Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) genannt. In deren Zuständigkeitsbereich fallen auch Massnahmen zur Verbesserung des Übertritts vom Bildungssystem in die Arbeitswelt, finanziert aus der Arbeitslosenversicherung.
An dieser Stelle möchte ich auf den nächsten Blogeintrag verweisen, der sich mit der Interkantonalen Koordination und den Organisationen der Arbeitswelt befassen wird.
Literatur: Gonon, Philipp; Wettstein, Emil: Berufsbildung in der Schweiz. Bern 2009 (S. 16f)